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Für den täglichen Einkauf, aber auch für den Ausflug, den „City Caddy“ (1300 Euro) kann man schieben oder ziehen, die Tasche lässt sich auch ohne das Gestell benutzen.

© CityCaddy Enver Hirsch

In Bewegung bleiben: Von wegen Hackenporsche!

Alltagsprodukte fürs Älterwerden müssen nicht bloß funktional sein – sie können auch wirklich gut aussehen

Nur weil man älter wird, verliert man nicht seinen Geschmack!“, sagt Elke Jensen. Umso erstaunter war sie, wie wenige schön gestaltete Produkte es für Menschen gibt, die Hilfe im Alltag brauchen. Die Designerin weiß, wovon sie spricht. Sie hat mit 70 Jahren ein Start-up gegründet, um den „City Caddy“ auf den Markt zu bringen.

Das ist ein Gefährt zwischen Einkaufstrolley und Rollator. Auf drei Rädern ruht ein Metallgestell, an dem zwei verschiedene Taschenmodelle befestigt werden können. Am breiten Haltegriff lässt sich der „City Caddy“ nicht nur schieben oder ziehen, man kann sich auch darauf abstützen. Es ging der ehemaligen Professorin keinesfalls darum, einen schickeren Rollator zu entwickeln, sondern etwas für die Zeitspanne davor. Wenn es mühsamer wird, die täglichen Einkäufe zu erledigen und man sich deshalb weniger bewegt. „Dabei ist Gehen im Alter so wichtig“, sagt Jensen.

Elke Jensen war 15 Jahre lang Professorin für Produktdesign an der AMD in Hamburg. Davor hatte sie lange Zeit eine Galerie und entwarf Möbel. Heute arbeitet sie in einem Atelier, das sie sich mit Architekten und Designern teilt.

© CityCaddy Enver Hirsch

Dass es mehr als fünf Jahre von der ersten Zeichnung bis zum fertigen Produkt dauern würde, hätte sie nie gedacht. Jensen hatte in ihrem Leben viele Produkte entworfen, Wohnungseinrichtungen geplant und verkauft. „Ich dachte, nach zwei Jahren bin ich fertig, aber die Entwicklung war viel aufwendiger.“ Im Gegensatz zu einem Sofa ist ihr „City Caddy“ ein Fahrzeug, das gleichzeitig Bewegung und Statik in sich vereinen sollte.

„Die Straße ist gnadenlos“, sagt Jensen lakonisch. Seit sie mit ihrem Prototyp in ihrer Heimatstadt Hamburg unterwegs ist, merkt sie erst, wie schlecht es um die Wege für Fußgänger bestellt ist. Bürgersteige, die nur abgesenkt werden, wo es für Autofahrer wichtig ist und viele unebene Stellen. „Warum können Fußwege nicht durchgehend glatt gestaltet sein? Sowie eine Autostraße?“, fragt sie.

Das Modell CC.Paris hat eine abnehmbare Tasche aus Leder, die es in drei verschiedenen Farben gibt. Auch die Griffe des Einkaufstrolleys sind aus Leder.

© CityCaddy Enver Hirsch

Elke Jensen ist mit ihrem „City Caddy“ auf eine Marktlücke gestoßen. Das merkt man schon an den Berichten in fast jedem deutschen Medium – endlich ein gut gestalteter Gegenstand, der kein Beige-Jacken-Image hat und einen älter und gebrechlicher aussehen lässt.

Auch sie selbst zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Ein Start-up im Rentenalter zu gründen, mutet, wenn man die Artikel über die 73-Jährige liest, fast wie eine Sensation an. Dabei liegt es nah: „Ich bin ja meine eigene Zielgruppe.“ Die hat ganz bestimmte Bedürfnisse – eben auch ästhetische. „Ein Skateboard könnte ich nicht entwerfen“, sagt sie. Viele Produkte für Ältere funktionieren eben nicht, wenn sie von sehr viel jüngeren Teams entwickelt werden.

 Heinrich Schnitzer hat sich das, mit 5,2 Kilogramm sehr leichte Laufrad "Sollso" (950 Euro) aus Carbon mit seinem 85-jährigen Vater Albrecht ausgedacht. Der fühlte sich in seinem Bewegungsradius eingeschränkt, jetzt legt er wieder längere Strecken zurück.

© Olaf Tamm

Das denkt auch Kathrin Bardt von der Marketingplattform „Age of Style“. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin hat sie die Marketingplattform entwickelt, um schöne und sinnvolle Produkte rund ums Älterwerden vorzustellen – neben dem „City Caddy“ auch das Laufrad „Sollso“.

Das hat sich Heinrich Schnitzer für seinen inzwischen 85-jährigen Vater ausgedacht, damit der weiter in seinem Hamburger Wohnviertel unterwegs sein konnte. „Das Thema Mobilität ist ein Treiber, so viele Menschen brauchen Unterstützung“, sagt Bardt.

Gerade entwickelt Elke Jensen eine Reisetasche für den City Caddy. Damit können Nutzer:innen ihren Radius bald noch einmal erweitern.

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