zum Hauptinhalt
Kent Logsdon (56) ist seit 2015 Gesandter der US-Botschaft in Berlin.

© Mike Wolff

US-Gesandter Logsdon im Interview: "Ich bin überrascht, wie gut die Deutschen informiert sind“

Der US-Gesandte Kent Logsdon spricht über das bilaterale Verhältnis, Angela Merkels Besuch bei Donald Trump – und Berlin.

Herr Logsdon, die USA haben schon den zweiten Außenminister seit dem Amtsantritt von Donald Trump, aber immer noch keinen neuen Botschafter in Berlin. Was läuft schief bei den deutsch-amerikanischen Beziehungen?

Der Präsident hat seinen Kandidaten Richard Grenell schon im September nominiert. Danach gab es eine Anhörung im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten. Das hat sich hingezogen. Ein Senator verlangte ein Verfahren, das 30 Stunden Debatten braucht. Man kann sagen, es hängt jetzt von der Gnade des Senats ab. Wir hoffen aber, dass Grenell bald kommt. Es ist immer besser für die Beziehungen, einen Botschafter zu haben.

Ist es eigentlich frustrierend, dass alle sich so auf Trump fokussieren, wenn sie über die USA sprechen?

Ich bin immer wieder überrascht und berührt, wie gut die Deutschen informiert und engagiert sind, wenn es um die USA geht. Sie fragen, was sie tun können, um die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu unterstützen. Auf beiden Seiten des Atlantiks finden lebhafte Diskussionen statt, wie wir zusammenarbeiten können, was wir über bestimmte Themen, zum Bespiel Globalisierung, denken.

Wie eng ist eigentlich Ihre eigene Beziehung zu Donald Trump?

Es ist eine landläufige Vorstellung, dass ein Botschafter, wann immer es ihm nötig erscheint, den Hörer in die Hand nimmt und den Präsidenten anruft. So läuft das in der Realität nicht. Es geht darum, dass die zuständigen Stellen, die nötigen Informationen erhalten. Ich habe Präsident Trump schon einige Male persönlich erlebt, beim ersten Besuch von Kanzlerin Angela Merkel in Washington und dann wieder beim G-20-Gipfel. Und natürlich freue ich mich auf das Treffen des Präsidenten mit Angela Merkel am 27. April in Washington. Da werde ich auch dabei sein.

Wie wird die Kanzlerin in Washington empfangen werden? Ein Staatsdinner wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird sie ja offenbar nicht bekommen …

Staatsbesuche sind sehr selten und ziemlich aufwendig vorzubereiten. Das dauert mehrere Monate. Dies ist überhaupt der erste Staatsbesuch, den Donald Trump in Washington empfängt. Nach der Bundestagswahl und der langen Zeit bis zur Regierungsbildung hat sich eine Lücke aufgetan, auch was gegenseitigen Besuche betrifft. Die Bundesregierung ist erst seit einem Monat im Amt.

Was werden die wichtigsten Themen sein bei dem Treffen?

Es wird natürlich über den Handel gesprochen werden, auch über die Bedenken hinsichtlich Chinas. Dann wird der kommende Nato-Gipfel ein Thema sein. Wir sind interessiert daran zu erfahren, wie Deutschland plant, seine Zwei-Prozent-Verpflichtung vom Nato-Gipfel in Wales 2014 zu erreichen. Auch Nordkorea und die Situation in Asien stehen auf der Agenda. Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 beschäftigt den Präsidenten und natürlich Syrien. Der schwierigste Teil wird sein, all diese Themen in einem Treffen von wenigen Stunden unterzubringen.

Die AfD sitzt inzwischen im Deutschen Bundestag, in Dresden demonstriert Pegida. Wie sehr sind die Amerikaner besorgt über diese Entwicklungen?

Diese Entwicklungen sind weltweit zu sehen. Es gibt Veränderungen in unseren Gesellschaften, Volkswirtschaften, Politik, Militär, die durch neue Technologien und die digitale Revolution vorangetrieben wurden, und wir müssen sehen, wie wir darauf reagieren. Sie haben jetzt eine Partei im Bundestag, die vor einigen Jahren fast noch gar nicht existierte. Diese Partei repräsentiert einen Teil der Bevölkerung, der sehr unzufrieden ist und Veränderungen möchte.

Auf der anderen Seite wurde Berlin gerade von der britischen Zeitung "The Times" zur coolsten Stadt gekürt. Zu Recht?

Als wir den Posten übernahmen, war unsere damals 18-jährige Tochter ganz begeistert, da Berlin unglaublich cool sei. Dann blickte sie uns Eltern an und sagte: Ihr seid aber gar nicht cool genug, um in Berlin zu leben. Wir haben es dann doch geschafft und uns hier sehr wohlgefühlt. Berlin ist eine Stadt mit so unterschiedlichen Vierteln, und jedes hat einen eigenen Charakter. Wir waren sehr glücklich hier.

Wie lange bleiben Sie noch in Berlin, und was kommt als Nächstes?

Turnusgemäß endet meine Zeit in Berlin im Juli. Ob danach ein Posten in einem anderen Land kommt oder ob wir zurück nach Washington gehen, weiß ich noch nicht. Wichtig ist uns, dass unser 16-jähriger Sohn eine gute Schule findet, um seinen Abschluss zu machen.

Können Sie dem künftigen Botschafter noch helfen, in Berlin anzukommen?

Das ist eine unserer Kernaufgaben als Diplomaten, einen neuen Botschafter einzuführen. Grenell will so viele Menschen wie möglich treffen, aus allen Bereichen. Das ist wichtig – und dass er das nicht nur in Berlin tut, sondern auch in den anderen Bundesländern die entscheidenden Repräsentanten der Politik, der Wirtschaft und Wissenschaften, der Kultur und Medien kennenlernt. Er interessiert sich auch sehr für die deutsch-amerikanischen Sicherheitsbeziehungen und die US-Truppen, die hier stationiert sind.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false