Gelsenkirchen/Recklinghausen/Duisburg. Gleich drei Museen der Region erinnern an das Werk von Ernst Hermanns (1914 - 2000). Gelsenkirchen, Recklinghausen und Duisburg zeigen die Hommage „Allez les Boules“.

Die Kunstwelt gibt sich die Kugel: „Allez les Boules“ betiteln gleich drei Museen ihre Hommage an den Münsteraner Bildhauer Ernst Hermanns (1914-2000), der im letzten Dezember 100 Jahre alt geworden wäre. Das Kunstmuseum Gelsenkirchen und die Kunsthalle Recklinghausen widmen sich zeitgleich dem Werk des Meisters der klaren geometrischen Form; zudem ergänzt diese Ausstellungstrilogie noch bis zum 26. April das DKM Duisburg mit der Hermanns-Schau „Raum, Statik und Bewegung“.

Der Künstler, ein wesentlicher Wegbereiter der modernen Plastik nach dem Zweiten Weltkrieg, Mitbegründer der Künstlergruppe „junger westen“ und Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie am Standort Münster, geriet nach seinem Tod ein wenig in Vergessenheit. Zu Unrecht, wie nicht nur die Museumsdirektoren befanden, sondern auch seine Schüler. Sieben ehemalige Hermanns-Studenten stellen in Gelsenkirchen und Recklinghausen ihr eigenes, längst eigenständiges Werk in den Dialog mit den Objekten ihres Lehrers.

Ernst Hermanns‘ formal strenge Kugeln, Stelen, Scheiben und Zylinder aus silbrig glänzendem Stahl loten vor allem die Beziehung von Raum und Körper aus. Nach einer informellen Phase, als das Material scheinbar organisch in den Raum hinein wucherte, zeichnete sich das konkrete Werk des späteren Wahl-Münchners durch kühle Reduktion, durch Statik und strenge Form aus.

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Mit kleinen geometrischen Objekten, die er wie Modelle auf schwarze Edelstahlplatten platzierte, spürte Hermanns der Weite des Raums nach. Dynamik entwickelte er durch Schnitte in und durch die Kugeln oder Einbuchtungen.

Recklinghausen stellt Werke der Schüler in den direkten Dialog mit dem Meister, Gelsenkirchen widmet jedem einen eigenen Raum. Ihren Lehrer beschreiben die ehemaligen Studenten als typischen Westfalen: wortkarg, direkt, klar im Urteil. In beiden Ausstellungen können sich die Besucher nun auf die Spur danach machen, in welcher Form die neuen Werke von Hermanns inspiriert wurden – und wo sie sich völlig lösen vom Meister.

Spurensuche bei den Schülern

Otto Boll zeichnet mit seinen Objekten zarte Linien in den Raum. Harald Busch spielt in seinen Fotografien und Objekten mit der Wahrnehmung des Auges. Die bunten Kugelobjekte von Heinz Jahn scheinen federleicht an der Wand zu schweben, während Rolf Nolden nüchtern die geometrischen Formen nachspürt.

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Stefan Pietryga lässt seine bekannten Pappeln zeichenhaft in den Raum wachsen und Christoph Rust erzählt spielerisch und figurativ ganze Geschichten. Heidemarie Wenzels Werk schließlich steht ganz im Zeichen der Kugel, geformt aus philosophischen Thesen.

Hermanns und seine Schüler liebten die Kugel übrigens nicht nur als Kunstform: Sie teilten auch die Liebe zum französischen Boule-Spiel, dem sie auf Studienreisen ausgiebig frönten.