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Künstlerin Nathalie Grenzhaeuser stellt ihre Fotografien der Inselgruppe Spitzbergen im Haus Coburg aus Die schlichte Ästhetik der Arktis

Delmenhorst. Wenn sie dieses Bild sieht, schwelgt Nathalie Grenzhaeuser wieder in ihren Erinnerungen. „Das war ein sehr eindrückliches Ereignis“, sagt die Künstlerin und richtet den Blick dabei auf eine Fotografie, die den Namen „Eclipse“ trägt.
29.01.2016, 00:00 Uhr
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Justus Seebade
Von Justus Seebade

Wenn sie dieses Bild sieht, schwelgt Nathalie Grenzhaeuser wieder in ihren Erinnerungen. „Das war ein sehr eindrückliches Ereignis“, sagt die Künstlerin und richtet den Blick dabei auf eine Fotografie, die den Namen „Eclipse“ trägt. Darauf zu sehen ist ein einsamer Ort so ziemlich am Ende der Welt – zugehörig zur norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, weit draußen im arktischen Meer, wo es bitterkalt ist. Und das eingefangen zum Zeitpunkt einer totalen Sonnenfinsternis.

Nathalie Grenzhaeuser mag sie, diese ebenso bizarre wie faszinierende Eislandschaft und ihre besonderen Momente. Deswegen ist sie schon viermal dort gewesen, zuletzt im März und April 2015. Ein Fellowship – getragen vom Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst und dem Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven – ermöglichte ihr einen Aufenthalt auf der deutsch-französischen Forschungsbasis AWIPEV in Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Dort hat Grenzhaeuser fleißig auf den Auslöser gedrückt, ebenso bei ihren vorherigen Besuchen. Die Ergebnisse hat sie in der Ausstellung „The Arctic Series. Part I“ gebündelt, die am heutigen Freitagabend in der Städtischen Galerie Haus Coburg eröffnet wird und dort bis zum 28. März zu sehen ist.

Ja, die Fotos, die Film- und Audioskizzen strahlen eine kalte Atmosphäre aus. Ja, die dokumentierte Landschaft ist einsam und karg. Doch genau das ist es, was die Ausstellung Grenzhaeusers ausmacht. Die Künstlerin schwärmt von der Ästhetik Spitzbergens. Einerseits erwecke die Wüste aus Schnee und Eis den Eindruck einer Märchenlandschaft, andererseits wirke sie wiederum bedrohlich, weil nicht unbedingt lebensfreundlich. „Ich habe eine starke Liebe zu diesen Eislandschaften“, bekennt Grenzhaeuser.

Ihre Ausstellung ist in mehrere Serien gegliedert, die alle einen eigenen Raum der Städtischen Galerie haben. Das Verhältnis zwischen Mensch und Wildnis ist ein Thema, der Zusammenhang zwischen Natur und Siedlung ein anderes. Auch den Aspekt der Forschung in der Arktis hat die Künstlerin in ihre Arbeit eingebunden. Doch so unterschiedlich die Inhalte der Fotografien sind – eines eint viele. „Die meisten sind bearbeitet. Das Wichtige ist für mich die Inszenierung des Bildes“, sagt Grenzhaeuser. Es soll auf den Betrachter einwirken, ihn quasi gefangen nehmen.

Man könnte sagen, es geht bei „The Arctic Series. Part I“ um schlichte Ästhetik, die immer wieder mit überraschenden, subtilen Details aufwartet. Und das gilt nicht nur für Grenzhaeusers Ausstellung, sondern auch für die parallel in der Remise der Städtischen Galerie zu sehenden zwei Videoarbeiten der irischen Künstlerin Clare Langan. Diese greifen ebenfalls Landschaften im Wandel auf, sozusagen die Metamorphose der uns umgebenden Welt. „Terra Infirma“ heißt das Ganze, und man habe sich dafür entschieden, „weil es Berührungspunkte mit der Ausstellung von Nathalie Grenzhaeuser gibt“, wie Galerie-Leiterin Annett Reckert erklärt.

Den Zuschauer erwarten hier zum einen zusammengeschnittene Sequenzen von drei völlig verschiedenen Orten aus aller Welt. Die arabische Metropole Dubai, eine mythische irische Insel und ein Antillen-Kleinod wechseln sich in dem Video ab und sollen eine Welt im Fluss, die „Schönheit und Tragik von Veränderungsprozessen“ symbolisieren, wie es das Haus Coburg in einer Ankündigung formuliert.

Allerdings nicht nur in Bezug auf Landschaften – auch das menschliche Wesen spielt eine Rolle, und zwar im zweiten Video Langans. Eine Mutter und ihre Tochter treiben in einer heißen Quelle irgendwo auf Island. „Es geht um die Beziehung zwischen den beiden. Das geht direkt ins Herz“, meint Annett Reckert. In der Tat erzeugt der abermals schlichte Inhalt des Videos eine spezielle Stimmung – was nicht zuletzt auf die ebenso minimalistische wie melancholische Hintergrundmusik zurückzuführen ist.

Es sind zusammengefasst stille wie auch bewegte Bilder, die bei den Besuchern der Städtischen Galerie in den kommenden zwei Monaten bleibenden Eindruck hinterlassen sollen. Schlichte Ästhetik, die berühren soll.

Die Arktis in Wissenschaft und Kunst

I m Rahmen der Veranstaltungsreihe „Hanse Contrapunkte“ tritt Nathalie Grenzhaeuser am Donnerstag, 4. Februar, als Referentin in Erscheinung. Begleitend zur Ausstellung „The Arctic Series. Part I“ gehen sie und der Atmosphärenphysiker Christoph Ritter vom Alfred-Wegener-Institut auf das Thema „Die Arktis – reflektiert in Wissenschaft und Kunst“ ein. Beginn ist um 19 Uhr im Hanse-Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4 in Delmenhorst. Der Eintritt ist frei, um eine Anmeldung bis 1. Februar wird aber gebeten – entweder per E-Mail an sfriedrichs@h-w-k.de oder telefonisch unter 0 42 21 / 9 16 01 03.

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