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Helga und Jim Griffiths seit fast 60 Jahren in deutsch-britischer Ehe

Zwei Welten, eine Familie

Paderborn (WB). Als Jim Griffiths seine Frau Helga mit 23 Jahren in einer Gaststätte kennenlernte, standen beide vor einer großen Herausforderung: Sie sprach nur Deutsch, der britische Soldat nur Englisch.

Isabella Maria Wünnerke

Gemeinsam engagiert sich das Ehepaar Jim und Helga Griffiths seit mehr als 30 Jahren für die Paderborner Abteilung der Royal British Legion. Mit dem Abzug der Briten werde sich einiges ändern, vermutet das Paar.
Gemeinsam engagiert sich das Ehepaar Jim und Helga Griffiths seit mehr als 30 Jahren für die Paderborner Abteilung der Royal British Legion. Mit dem Abzug der Briten werde sich einiges ändern, vermutet das Paar. Foto: Isabella Maria Wünnerke

Die Sprachbarriere machte der heute 76-Jährigen nichts aus. Angst vor der Fremde hatte Helga Griffiths ebenso wenig: Nur ein Jahr nach ihrem Kennenlernen heiratete das Paar in England.

Während Jim Griffiths einen neunmonatigen Einsatz in Südamerika absolvierte, blieb seine Frau Helga in England: »Ich war im Alltag auf mich alleine gestellt und habe so schnell die englische Sprache lernen müssen.«

Ihre deutsche Heimat habe sie zunächst sehr vermisst: »Meine Eltern kamen häufig nach England und haben mir so ein Stück Zuhause in die Fremde gebracht.« Der Inselstaat unterscheidet sich in zwei Bereichen wesentlich von Deutschland, berichtet Helga Griffiths: »Zum einen ist das Essen ganz anders. Daran musste ich mich erst gewöhnen.« Weiterhin seien die Einwohner Englands höflicher im Umgang miteinander.

Während sie und Jim seit 1977 in Sennelager wohnen, sind ihre Kinder dem Königreich treugeblieben, erklärt Veteran Jim Griffiths: »Durch meine Verpflichtung als Soldat sind wir damals nach Sennelager gekommen. Unsere Kinder sind zurück nach England gegangen, haben dort geheiratet und uns mittlerweile neun Enkel und drei Urenkel beschert.«

Den räumlichen Abstand zu seinen Kindern empfindet Jim Griffiths heutzutage als unwesentlich: »Früher war England weit weg. Die Reise in meine Heimat war kostenintensiv. Heute sind Flüge günstiger und auch weitere Strecken sind schnell zurückgelegt.« Außerdem, berichtet der 82-Jährige, erlaube das Internet sowie soziale Medien einen einfachen und regelmäßigen Austausch. So bliebe man stets in engem Kontakt.

Helga Griffiths

Jim und Helga Griffiths bleiben trotz des Rückgangs der Briten in Sennelager: »Hier haben wir unsere Wohnung, wir haben einen großen Bekanntenkreis und fühlen uns wohl.«

Ihre gemeinsame Arbeit in der Royal British Legion, eine Organisation, die britische Veteranen und Soldaten-Witwen unterstützt, schaffe für das Paar einmal mehr den Bezug zur englischen Heimat.

»Im Jahr 1986 habe ich die Organisation für den Paderborner Raum gegründet. 14 solcher Clubs bestehen in ganz Deutschland«, erklärt Jim Griffiths. In mehr als 30 Jahren hätten sie viel erreicht: »Alleine die Flohmärkte, die wir in Kasernen organisiert haben, brachten große Erlöse ein.«

Die Kranzniederlegung anlässlich des Gedenkens der Opfer des Ersten Weltkriegs in der Alanbrooke-Kaserne, bei der auch Bürgermeister Dreier vor Ort war, stand in diesem Jahr unter einem besonderen Stern: »Es ist die letzte Parade in der Größe, bevor die Soldaten Sennelager verlassen und damit Deutschland endgültig den Rücken kehren«, erklärt Jim Griffiths.

Davon, dass der Rückgang der Briten mit wesentlichen Umbrüchen verbunden ist, ist Helga Griffiths überzeugt: »Viele Briten wollten Sennelager nie verlassen und schließen sich dem Strom nun doch an.« Ebenso wie die Briten seien auch die Deutschen von dem Rückzug betroffen, weiß die 76-Jährige: »In den Kasernen selbst sind auch zahlreiche Deutsche beschäftigt, die in Kürze ihre Arbeit verlieren. So hat der Rückgang nach England wohl Konsequenzen, die jeden- unabhängig der Herkunft- betreffen.«

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