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CDU zu alter Stärke verhelfen

Aufgreifen, was Menschen beschäftigt

Warendorf

Die CDU in Warendorf ist die stärkste Ratsfraktion – öffentlich trat sie seit dem Verlust der absoluten Mehrheit bei den Kommunalwahlen aber eher mit wenig Profil auf. Das soll jetzt anders werden – das jedenfalls ist der Tenor des neuen Fraktionschefs, der bereits als Bürgermeisterkandidat im Gespräch ist.

Joachim Edler

Aufgreifen, was die Menschen beschäftigt: Ralph Perlewitz ist seit sieben Tagen neuer CDU-Fraktionschef. Der 53-jährige Anwalt will die CDU zu neuer Stärke in Warendorf verhelfen.
Aufgreifen, was die Menschen beschäftigt: Ralph Perlewitz ist seit sieben Tagen neuer CDU-Fraktionschef. Der 53-jährige Anwalt will die CDU zu neuer Stärke in Warendorf verhelfen. Foto: Edler

„Politik muss Hoffnung vermitteln. Das geht nur durch Ehrlichkeit“, sagt Ralph Perlewitz. Mit dieser Devise will der 53-jährige Anwalt der CDU zu alter Stärke in Warendorf verhelfen. Der Newcomer, der bei der Kommunalwahl 2009 erstmals für die Christdemokraten in den Rat der Stadt rückte, ist seit einer Woche neuer Fraktionschef seiner Partei. Er löst Marc André Burgdorf ab, der für die Fraktion völlig überraschend ins Emsland zieht – aus beruflichen Gründen.

„Ich bin gefragt worden, ob ich dieses Amt übernehmen möchte“, sagt Perlewitz nicht ohne Stolz und legt Wert darauf, dass er nicht allein vom Vorstand aufs Schild gehoben wurde. Wichtig ist ihm, dass die Entscheidung auch von der Fraktion getragen wird. Mit dem Ergebnis: Perlewitz setzte sich gegenüber seinem Mitbewerber Markus Pletzing mit großer Mehrheit durch.

Die CDU in Warendorf ist die stärkste Ratsfraktion – öffentlich trat sie seit dem Verlust der absoluten Mehrheit bei den Kommunalwahlen aber eher mit wenig Profil auf. Das soll jetzt anders werden – das jedenfalls ist der Tenor des neuen Fraktionschefs, der bereits als Bürgermeisterkandidat im Gespräch ist. Von so viel Ehren will Perlewitz, gerade mal sieben Tage Fraktionsvorsitzender, nichts hören. „Obwohl meine Frau bereits als First Lady begrüßt wird, arbeite ich nicht darauf hin, Bürgermeister dieser Stadt zu werden. Da gibt es andere.“ Namen nennt er nicht. Das sei Aufgabe des Stadtverbandes, der noch in diesem Jahr eine Findungskommission in Sachen Bürgermeister-Kandidat einberufen werde.

Ein Gemisch aus Nüchternheit und Angriffslust liegt in der Stimme des Fachanwalts für Steuerrecht. Er spricht von einer „diffusen Mehrheitssituation“ im Rat und einer „Zerfledderung der kommunalpolitischen Landschaft“ seit die CDU nicht mehr die absolute Mehrheit im Rat habe und nicht mehr den Bürgermeister stelle. Landauf und landab sei es heute modern und schick, so Perlewitz, einen unparteiischen Bürgermeister im Rathaus zu haben. Dieser stehe zwar über dem Parteiengeplänkel. Der Nachteil sei jedoch, dass er viele kleine Parteien unter einen Hut bringen müsse. „Da ist es für einen Bürgermeister doch viel einfacher, wenn er die stärkste Fraktion hinter sich weiß.“ Der CDU-Fraktionschef möchte zurzeit nicht in der Haut des Bürgermeisters stecken, der zwar als Unabhängiger und Parteiloser von den kleinen Fraktionen gewählt worden sei, der aber auch gerade von diesen bei der jüngsten Haushaltsverabschiedung mächtig Gegenwind gespürt habe.

Ziel der CDU sei es, bei der Ratswahl 2014 wieder die absolute Mehrheit zu holen, um im Jahr 2015 bei den Bürgermeister-Wahlen einen CDU-Kandidaten zu benennen. „Das kann auch gemeinsam mit der FWG und der FPD passieren.“

Dass die CDU in der Vergangenheit ihre Oppositionsrolle nicht wirklich gefunden habe und gegenüber den kleineren Parteien als nicht wirkliche Alternative wahrgenommen wurde, führt Perlewitz darauf zurück, dass viele „alte Hasen“ aus dem Rat ausgeschieden seien. Der Fraktionschef erinnert an den Auftrag, den ein gewählter Ratsvertreter habe: „Wir sind nicht in erster Linie Parteifunktionäre, sondern dem Wohle der Bürger und der Stadt verpflichtet.“ In letzter Zeit könne man bei alle Fraktionen im Rat den Eindruck gewinnen, dass sich der eine oder andere mehr mit sich selbst beschäftige als mit den Problemen der Stadt.

Auf Perlewitz wird die Hauptlast der Aufgabe ruhen, die Rückkehr an die Macht zu bewerkstelligen. Und ihn schreckt die Macht nicht: Stromkonzession, Umgehungsstraße und Brinkhaus-Gelände – das seien die wichtigen Themen der Stadt. Steuererhöhungen hält Perlewitz für falsch. Er könne sich auch eine schlankere Verwaltung vorstellen, zum Beispiel durch die Zusammenlegung von Verwaltungsstellen. So könnten zum Beispiel die Bauverwaltung oder der Baubetriebshof mit der Kreisverwaltung kooperieren.

Für eine Fachhochschule für Reiterei, ursprünglich mal von der CDU ins Gespräch gebracht, sieht er den Zug abgefahren. Nicht alles sei in der Vergangenheit immer rund gelaufen, übt der Fraktionschef auch Kritik in den eigenen Reihen – wenn er zum Beispiel an die unendliche Geschichte des Bürgerhofs denke. Er appelliert an seine Kollegen: „Mutig nach vorne gehen und nicht immer hinterfragen, was alles schiefgehen kann. Und aufgreifen, was die Menschen beschäftigt.“

Ralph Perlewitz wurde 1959 in Lingen geboren und kam als junger Fünfkämpfer (Sportinternat, Sportschule der Bundeswehr) nach Warendorf. Viele sportliche Erfolge konnte er verbuchen. Fair wie im Sport, möchte Perlewitz auch Politik machen. Ein Traum des früheren Fünfkämpfers: „Die Weltmeisterschaften im Modernen Fünfkampf nach Warendorf zu holen, zumal wir mit Lena Schöneborn die Olympiasiegerin haben.“

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