rudolf herz
rudolf herz
rudolf herz
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ausgaBe 97 / heft 2 / 1. Quartal 2012<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong><br />
dirk teu b er
udolf <strong>herz</strong> mit Modell „Marcel duchamp. le Mystère de Munich“, porträtiert von Wilfried Petzi, 2011<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong><br />
„Wir müssen das denken in Bewegung halten und ständig<br />
neue erfahrungen machen. es gibt nur ein vagabundierendes<br />
Interesse des Subjektes. oder gar keines. Ich poche auf umfassende<br />
freiheit, Geistesgegenwart, auf die volle entfaltung<br />
der intellektuellen und ästhetischen Möglichkeiten. Individuelle<br />
Neugierde und experimentierlust, Wandlungsfähigkeit in<br />
der Artikulation und der Wille zum Widerspruch sind unerlässlich<br />
für die entwicklung lebendiger Kunst.“ 1<br />
1
d I r K T e u B e r Das Werk des konzeptuell arbeitenden<br />
Künstlers Rudolf Herz kreist um Fragen nach der<br />
menschlichen Fähigkeit zu Kommunikation und Reflexion<br />
durch Bild, Sprache und Wirklichkeit. Er fragt nach<br />
dem öffentlichen Bewusstsein für die politischen und<br />
mentalen Verwerfungen eines Jahrhunderts, die durch<br />
mediale Präsenz konditioniert sind, sucht systemkritisch<br />
nach den Codes faschistischer, kommunistischer,<br />
aber auch demokratisch kapitalistischer Ideologieräume.<br />
In seinen skulpturalen Installationen legt der Künstler<br />
politische Wirksamkeiten der Medien offen, forscht<br />
nach Intention und Konvention in Bild und Sprache, nach<br />
semantischem Zufall und System, nach der mentalitätsgeschichtlichen<br />
Qualität von Ort, Raum und Zeit in ideologisch<br />
widersprüchlichen Zusammenhängen. „Ich beschäftige<br />
mich damit, wie sich die Menschen in ihrer<br />
Geschichte bewegen, welche Bilder sie sich davon machen,<br />
welche Hoffnungen sie haben und wie sie deren<br />
Scheitern verarbeiten.“ 2<br />
„<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> versteht seine skulpturalen<br />
Inszenierungen als Psychogramme,<br />
als Spiegel kollektiver mentaler<br />
Prozesse.<br />
“<br />
Rudolf Herz argumentiert auf der bildkünstlerischen<br />
Ebene in autonomen Skulpturen und öffentlichen Installationen,<br />
fotografischen Arbeiten, zeitlich begrenzten<br />
Aktionen und Projekten, nicht selten mit provokativen<br />
Positionen, deren Behinderung und Verhinderung wie<br />
ein Spiegel der öffentlichen Meinung erscheinen. 3 Die<br />
Frage nach der Macht der Bilder wird in fotografietheoretischen<br />
und kulturhistorischen Untersuchungen diskutiert.<br />
„Kunst verstehe ich als Forschungsvorhaben,<br />
als Reflexionskunst, getragen von Erkenntnisinteresse,<br />
der Lust am Denken und der Liebe zur Kunst. Das hat<br />
jedoch nichts mit dem momentan praktizierten Schönheitskult<br />
zu tun, im Gegenteil, ich halte am Widerstand<br />
gegenüber diesen Kunstreligionen fest, verfolge eine<br />
universellere Strategie. Daher auch die Forschungen zur<br />
Geschichte der Fotografie, sie ist das wichtigste Reservoir<br />
des kollektiven Gedächtnisses in der Moderne. Ich<br />
bin ein Mauerspringer zwischen Kunst und Wissenschaft.“<br />
4 Herz erschließt der Kunst politische Dimensionen<br />
durch ein kritisches Bewusstsein für die Kräfteverhältnisse<br />
innerhalb der Zivilgesellschaft. Es geht ihm<br />
„um die Kritik an der Inszenierung des Scheins, mit dem<br />
die Bildmedien gesellschaftliche Realität in Szene setzen,<br />
das nicht auf soziale Wirklichkeit gerichtet ist, sondern<br />
allein auf die Selbstdarstellung und politische Zielsetzung<br />
der bloß symbolisch Handelnden.“ 5<br />
2 rulolf <strong>herz</strong><br />
Vom Glück des Irrenden<br />
d e r K ü n s t l e r a l s f r e v l e r<br />
u n d S e l b s t d a r s t e l l e r<br />
Frühe Aktionen sind dem Künstler als Frevler in den Tabuzonen<br />
der Gesellschaft gewidmet. 1978 spielt Herz<br />
noch ironisch mit politischen Topoi. In Der Druck der<br />
Straße aufs Papier wird durch eine Straßenwalze das<br />
Straßenpflaster vor dem Akademiegebäude in München<br />
auf Papierbahnen gepresst. 1979 erinnert er an die studentischen<br />
Proteste von 1968, indem er die Parolen von<br />
damals mit Fotoemulsion an die Wand schrieb (Bilder an<br />
der Wand). 1979 stellt er zusammen mit Hans Döring die<br />
Frage nach der künstlerischen Autonomie in Die Treppe<br />
der Illusion. Die Illusion der Treppe, die aus einer fotografischen<br />
Reproduktion bestand, installiert auf der Außentreppe<br />
der Münchner Akademie. 6<br />
„ … die Kunst ist nicht das Reich der Freiheit, sie ist wohl<br />
der unmittelbarste Ausdruck von Konkurrenz, da die Individuen<br />
ihre Individualität zum alleinigen Gegenstand<br />
des Tausches machen.“ 7 Die romantisierende Deutung<br />
der Rolle des Künstlers als anarchisch schöpferisches<br />
Individuum und die Vereinnahmung radikaler Kunst<br />
wird dann in der Aktion Der Mann, der den Tempel anzündete,<br />
um unsterblich zu werden reflektiert (realisiert<br />
zusammen mit Thomas Lehnerer und Stephan Huber als<br />
Gruppe „Teilbereich Kunst“): das griechische Wort<br />
HEROSTRATOS in weißen Versalien auf rotem Grund als<br />
Wandbild in der Aula der Münchner Akademie. 8 „Die erneute<br />
und explizite Veröffentlichung … steht für die Existenzbedingungen<br />
des Künstlers, die maßgeblich durch<br />
Veräußerung bestimmt sind. Der Wille zur Kommunikation<br />
wird durch die vom Warentausch bestimmte Kultur<br />
zum Zwang, sich medial zu entäußern, d.h. die subjektive<br />
Ohnmacht in der Macht des verewigenden Mediums aufzuheben.“<br />
9<br />
G e s c h i c h t e , T a g e s p o l i t i k<br />
u n d I d e o l o g i e n<br />
Mythen und Mythisierungen des Sozialismus und Kommunismus<br />
und ihr revolutionäres Potential bestimmen<br />
wesentliche Werkzyklen seit 1985. „Mein Vorhaben geht
4<br />
zuGzWANG, 1999<br />
rauminstallation mit Siebdrucken von Porträts von Marcel duchamp und Adolf hitler<br />
Ausgestellt in: „das XX. Jahrhundert. ein Jahrhundert Kunst in deutschland“<br />
hamburger Bahnhof, Berlin 1999<br />
von der Annahme aus, dass der Niedergang des totalitären<br />
Sozialismus auch nachhaltige Erschütterungen<br />
der Identität der westlichen Kunst und Kultur zur Folge<br />
hat und stellt die Frage, was diese Situation für die praktische<br />
und theoretische Weiterentwicklung einer Kunst<br />
bedeutet, die sich auf Gesellschaftskritik und Utopie<br />
gründet.“ 10 Schauplatz (1988) im Kunstforum unter der<br />
Münchener Maximilianstraße thematisiert mit einer<br />
wandfüllenden Vergrößerung des Schlussbildes aus Sergej<br />
Eisensteins Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“<br />
(1925) hinter einer Reihe von roten Pfeilern die gescheiterte<br />
Revolte von 1905 und deren erstarrte Reproduktion<br />
in der ritualisierten sowjetischen Propaganda. Metallene<br />
Fahnen und Transparente ohne Schriftzüge erscheinen<br />
als standardisierte Medien politischer<br />
Agitation. Der rote Keil (1989) nimmt die revolutionäre<br />
Ästhetik El Lissitzkys auf. Lenins Besen (1988, Abb. 5)<br />
steht nicht mehr für die Gewalt, die vom Volke ausgeht,<br />
sondern ist als Bronzeskulptur wie für die Ewigkeit stillgestellt.<br />
Andererseits zeigen sich eben auch selbstzerstörerische<br />
Kräfte in jeglicher ideologischer Verhärtung.<br />
Eine Installation fragt nach künftigen Vorstel-<br />
lungen von der Geschichte einer proletarischen<br />
Revolution, die auf Volksgemeinschaft, auf Gleichheit<br />
und Freiheit der Menschen gerichtet war. „Das ist eine<br />
epochale Zäsur. Das betrifft die Krise der ganzen Aufklärungskultur,<br />
die Schwäche und den Leerlauf der<br />
Kunst. Bei der Linken gibt es eine phänomenale Verdrängung<br />
ihrer eigenen Geschichte, ihrer Utopien und den<br />
Verlust ihrer Kritikfähigkeit. Man will am liebsten vergessen<br />
und propagiert die freiwillige Gleichschaltung.<br />
Dieser Epochenbruch ist noch gar nicht begriffen.“ 11 Autodemontage<br />
realisiert Herz im Jahr 1992. Jetzt stellt er<br />
einen sowjetischen Militärtransporter, mit einem gigantischen<br />
Sowjetstern beladen, vor das Kunstmuseum<br />
Schwerin (Abb. 3).<br />
Mit der Werkgruppe Entladung der Militanz (1996, Abb.<br />
1) bezieht sich Herz auf die ideologisch gegründete und<br />
sich selbst zerstörende Energie der terroristischen Rote<br />
Armee Fraktion. Betonpfeiler mit den Namen der Terroristen<br />
tragen – gleichsam als Kapitell -– Autobatterien<br />
mit geplatzten und verglühten Starterkabeln, Metapher<br />
für die fatale Fehleinschätzung des systemkritischen<br />
Veränderungswillens in der bürgerlichen Gesellschaft,<br />
3
in dem Versuch, den revolutionären Motor sozusagen<br />
durch – elektrische – Entladung anzuwerfen und ihn zugleich<br />
zu zerstören, da die Energie gegen sich selbst gerichtet<br />
ist.<br />
4 rulolf <strong>herz</strong><br />
r e i s e n a l s f i k t i v e w i e<br />
r e a l e B e w e g u n g e n<br />
Für Rudolf Herz sind Reisen als fiktive wie reale Bewegungen<br />
in Zeit und Raum Instrumentarien der ästhetisch-kritischen<br />
Durchdringung der Gegenwart. In Quer<br />
durch die Geschichte wird 1985 eine Fotoinstallation für<br />
die Außenwand des Münchner Kunstvereins konzipiert,<br />
wo 1937 die Ausstellung „Entartete Kunst“ stattfand. In<br />
24 Aufnahmen durch das Seitenfenster eines VW Käfer<br />
wird die Fahrt auf der ehemaligen Reichsautobahn von<br />
München nach Berlin dokumentiert.<br />
Die Reise eines Denkmals wird zum Ziel einer Werkserie,<br />
die Herz seit 1991 aufnimmt (Abb. 8a-c). Dabei kommt<br />
der Auseinandersetzung mit dem gigantischen Lenin-<br />
Denkmal des russischen Bildhauers L. Jastrebenetzky<br />
vor dem Dresdener Hauptbahnhof insofern wesentliche<br />
Bedeutung zu, als mit dem Porträt des Gründers der Sowjetunion,<br />
flankiert von einem Rotfrontkämpfer und<br />
einem DDR-Bürger, die Deutsche Demokratische Republik<br />
zur Feier des 25. Jahrestages ihrer Gründung die<br />
ideologische Tradition zu festigen suchte. Herz schlägt<br />
Lenins Lager (1991) als kommentierende Intervention<br />
gegen den 1992 durchgeführten Abriss vor, ein Denkmal<br />
der Wende, „das den Denkmalsturz öffentlich und dauerhaft<br />
vor Augen führt“ (Rudolf Herz). Der Umgang mit<br />
Bildern reflektiert das Verhältnis zur Macht. Der geordnete<br />
Bildersturm, der nicht als Akt der Revolte, sondern<br />
als politische Maßnahme deklariert wird, zielt auf Geschichtsverdrängung<br />
im Dialog zwischen den Ideologien.<br />
„Diese Anordnung erinnert an ein Museumsdepot<br />
oder ein archäologisches Trümmerfeld: ein Aggregatzustand<br />
zwischen Abbau und Rekonstruktion. … ,Lenins<br />
Lager’ ist eine ketzerische Kritik an den staatspolitischen<br />
Aufarbeitungsritualen nach dem Fall der DDR,<br />
ein anstößiges Erinnerungsstück mit politischen und ästhetischen<br />
Reibungsflächen und soll am bisherigen Ort<br />
des Denkmals vor dem Bahnhof seinen Platz finden“<br />
(Rudolf Herz).<br />
Der Künstler versteht seine skulpturalen Inszenierungen<br />
am Ende des 20. Jahrhunderts „als Psychogramme, als<br />
Spiegel kollektiver mentaler Prozesse und als Projektionsflächen<br />
für starke Triebenergien.“ 12 Jenes Dresdener<br />
Denkmal, das ihn 1991 und als Melancholische Skulptur<br />
(1996) im Badischen Kunstverein Karlsruhe beschäftigt<br />
hatte, war an einen Steinmetz in Gundelfingen verschenkt<br />
worden. Herz ließ die monumentalen Büsten auf<br />
einen Tieflader mit Zugmaschine verladen und mit breiten<br />
roten Packbändern verzurren. „Meinen Zeitgenossen<br />
zeige ich Lenin. Und Lenin das 21. Jahrhundert. Wer<br />
erklärt es ihm?“ ist das Konzept. Lenin on Tour<br />
(2004/2009, Abb. 8a-c) führte quer durch Deutschland,<br />
Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien und machte<br />
in neun Städten Station. 13 „Ich unternehme mit Lenin<br />
eine Forschungsreise in die postkommunistische Gegenwart,<br />
suche nach Bildern, frage nach Erinnerungen, Kritik<br />
und heutigen Utopien … Hier trifft dieses stark aufgeladene<br />
Symbol der Zeitgeschichte auf die auch visuell<br />
übermächtige Gegenwart.“ 14<br />
Film und Buch dokumentieren die kontroversen Reaktionen<br />
von Ausstellungsmachern wie Harald Szeemann<br />
und Peter Friese, Theoretikern wie Bazon Brock, Hans<br />
Heinz Holz und Achille Benito Oliva und dem breiten Publikum.<br />
Abermals entstehen Bilder, die einen eigenen Dialog<br />
zwischen den monumentalen Vergegenwärtigungen<br />
einer ideologisch abgesicherten, ehemals hoffnungsvollen<br />
Freiheitsbewegung mit Zwangscharakter und den<br />
Lebenswirklichkeiten einer freien marktwirtschaftlich<br />
„<br />
Für den öffentlichen Raum findet<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> radikale und oft unbequeme<br />
lösungen, die der tradierten<br />
denkmalskunst entgegenstehen.<br />
“<br />
gebundenen Zivilisation zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
herstellen. „Stand das Symbol einer proletarischen Revolution<br />
ursprünglich für die Zukunftsvision einer befreiten<br />
Menschheit, aber auch für die Diktatur der kommunistischen<br />
Partei, so wurde sein Sturz Zeichen der<br />
Niederlage des Sowjetkommunismus. Und zugleich: Zeichen<br />
des Triumphes des globalisierten Kapitalismus, der<br />
mit universellem Glücksversprechen auftrat. Was es damit<br />
auf sich hat, erfahren wir täglich und haben doch<br />
das Gefühl der Unveränderlichkeit. So gesehen verdichten<br />
sich im zerstörten Denkmal Hoffnung und Enttäuschung<br />
in mehrfacher Weise.“ 15<br />
Lenin on Tour greift ein in die Diskussion um die Autonomie<br />
der Kunst, die sich der Dienstbarmachung durch<br />
politische Agitation zu enthalten sucht. „Die Welt unter<br />
die Perspektive der Kunst oder besser gesagt des Ästhetischen<br />
zu zwingen, ist falsch, ebenso wie die Beschränkung,<br />
die die Kunst herauslöst und ihr eine absolute Eigengesetzlichkeit<br />
verleiht. … Eine Autonomie der Kunst<br />
im strengen Sinne ist nur als Befreiung der Kunst von<br />
gesellschaftlichen Zwängen zu denken. Erst dann ist die<br />
Kunst freie individuelle Tätigkeit und unmittelbarer<br />
Ausdruck der menschlichen Natur.“ 16
5<br />
leNINS BeSeN, 1988<br />
Bronze-Abguss eines reisigbesens<br />
Sammlung hamburger Kunsthalle<br />
5
Für den öffentlichen Raum findet Rudolf Herz radikale<br />
und oft unbequeme Lösungen, die der tradierten Denkmalskunst<br />
wie der Sinnarmut des ritualisierten öffentlichen<br />
Gedenkens entgegenstehen. In Erwartung der<br />
Ernte (1996, Abb. 11), realisiert für die Straßenmeisterei<br />
Engen-Welschingen, wachsen Obstbäume schrägstehenden<br />
stählernen Leitern zu, die gebräuchlichen Obstleitern<br />
nachgebildet sind. Es ist für Herz wie eine Versuchsanordnung,<br />
die um „die meist selbstverständliche Annahme,<br />
die Vorwegnahme einer vermeintlich gewissen<br />
und auch planbaren Zukunft kreist.“ Und zugleich stellt<br />
er die Frage nach dem Gelingen des Kunstwerks. „Hängt<br />
sein Gelingen nicht auch davon ab, dass sein Urheber<br />
Glück hat, dass etwas geschieht, was außerhalb seines<br />
Zutuns liegt?“ 17<br />
Für andere Aufträge im öffentlichen Raum entwickelt<br />
Herz seit Herostratos Schriftmonumente. An der Universität<br />
Konstanz realisiert er 2000 INDIEN UND NICHT<br />
AMERIKA als in Versalien ringförmig angelegte Skulptur.<br />
Sie „ist ein plastisches Denkbild über das Glück des<br />
Irrenden. Ein Denkbild über das oftmals abenteuerliche<br />
Verhältnis von menschlichem Denken und Handeln, über<br />
das produktive Scheitern der Pläne und Ideen von Forschern,<br />
Entdeckern und Künstlern. INDIEN UND NICHT<br />
AMERIKA versteht sich als künstlerischer Denkanstoß,<br />
als Plädoyer für abweichende Meinungen und die Umwälzung<br />
fest gefügter Denkgebäude.“ 18 Zwischen Intention<br />
und Resultat, Absicht und Ziel, Wissen und Kalkül<br />
stehen Zufall und mögliche Willkür der Wahl und eben<br />
nie ein Gleichheitszeichen.<br />
Für den Bundesgerichtshof Karlsruhe schuf Herz die<br />
Skulptur Lex injusta non est lex (2003). Durch die kreisförmige<br />
Anordnung ist eine konträre Lesart ins Bewusstsein<br />
gerückt. „Erscheint in einem Fall Gerechtigkeit<br />
als Voraussetzung für das Gesetz – weshalb ein ungerechtes<br />
Gesetz kein Gesetz ist –, so lautet im andern<br />
Fall die Lesart: ein ungerechtes Gesetz gibt es nicht,<br />
denn jedes Gesetz ist per se gerecht.“ 19 Vor dem Landratsamt<br />
Rastatt errichtet Rudolf Herz 2007 eine Installation,<br />
die aus acht unterschiedlich hohen Elementen in<br />
der Art von Fahnenstangen besteht. Als „Fahnen“ sind<br />
in kursiver Serifenschrift versal die Personalpronomen<br />
ICH, DU, ER, SIE, ES, WIR, IHR, SIE angebracht. ALLE<br />
verweist auf Sprache als Verhalten und Mentalität, Instrument<br />
der Kommunikation und Konditionierung zwi-<br />
6 rulolf <strong>herz</strong><br />
B i l d , S c h r i f t u n d o r n a m e n t :<br />
K u n s t i n d e r Ö f f e n t l i c h k e i t<br />
schenmenschlicher Verhältnisse. „ALLE löst die Wörter<br />
aus dem alltäglichen Sprachfluss heraus und ermöglicht,<br />
spielerisch über Sprache und ihre sozialen und kommunikativen<br />
Dimensionen nachzudenken. Die hundertmal<br />
unbewusst gebrauchten Pronomen bekommen eine neue<br />
Qualität und öffnen sich für subjektive Assoziationen<br />
und Deutungen des Publikums.“ 20<br />
In TATLINS DOG (Abb. 2) entstehen zwischen August<br />
und September 2008 auf dem Donausteg in Ingolstadt 31<br />
Anagramme aus Polyurethan-Styropor Buchstaben, die<br />
Rudolf Herz aus dem Namen der Stadt gebildet hat. Eine<br />
poetische Intervention mit rätselhaften Begriffsfolgen<br />
wie „ISLAND GOTT“, „ TOS GINA LTD“, „ALS TOT DING“,<br />
„GOLD IST TANT“, „DINGOLS TAT“, „DI SANGLOTT“.<br />
Herz sieht in dieser Arbeit einen Impuls der Imagination,<br />
durch das Gegebene die Vorstellungkraft zu weiten, mithin<br />
einen neuen Blick auf Ingolstadt und darüber hinaus<br />
zu wagen „Dieses Potential steht als Zeichen für die Veränderungsfähigkeit<br />
und die Wandlungsfähigkeiten der<br />
Stadt.“ 21<br />
Mit Ornament (Abb. 7) verwirklicht Herz im Jahr 2007<br />
Seherfahrung und Selbstbesinnung in der Wandgestaltung<br />
der U-Bahnstation „Oberwiesenfeld“ in München.<br />
Was sich als postmoderne schwarzweiße Paneelstruktur<br />
darbietet, entsteht aus der anamorphotischen Zerdehnung<br />
einer geometrischen Struktur, der ein Labyrinth<br />
zugrunde liegt. Den hindurcheilenden wie den wartenden<br />
Reisenden bietet sich die Gestaltung zugleich als<br />
Bild und imaginierter Fluchtraum. Ornament bietet die<br />
fließende Synthese zwischen Standpunkt und Bewegung<br />
durch Wahrnehmungsirritation. Das Labyrinth ist durch<br />
Anfang=Eingang und Ende=Ausgang – sachlich gesehen<br />
– die größtmögliche Distanz zwischen zwei Punkten und<br />
kann als Traumbild und Seelenreise gelesen werden, orientierend<br />
wie desorientierend im Geflecht der Großstadt.<br />
Walter Grasskamp sieht in der U-Bahnstation einen philosophischen<br />
Ort, „eine regelmäßige, wenn auch kurzfristige<br />
Zwischenstation des Lebensweges, über den<br />
man sich ja gerade in unfreiwilligen Pausen gern Rechenschaft<br />
ablegt.“ 22<br />
d i e S h o a , d i e e r i n n e r u n g u n d<br />
d i e „ M o r a l d e s o r t e s “<br />
In München befestigten Rudolf Herz und Thomas Lehnerer<br />
am Morgen des 13. März 1990 ein Schild an der<br />
Feldherrnhalle, jenem Ort also, der in der Mythologie der<br />
Nationalsozialisten zum Ort des „Blutmarsches des 9.<br />
2 3
November 1923“ während des Hitler-Ludendorff-<br />
Putsches und nach der Machtergreifung 1933 zum Ort<br />
des Gedenkens der gefallenen Helden der nationalsozialistischen<br />
Bewegung wurde. Das rechteckige Schild trug<br />
auf blauem Grund die gelbe Inschrift: „Juden in aller<br />
Welt bitte kehrt zurück, wenn Ihr wollt.“ 24 Dass eine solche<br />
Geste nur kontrovers aufgenommen werden konnte,<br />
war absehbar. Im selben Jahr entwickeln die Künstler im<br />
Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs den Plan<br />
für zwei Biotope auf den Fundamenten der Ehrentempel<br />
an der Brienner Straße in München. Hier waren von den<br />
Nationalsozialisten Sarkophage mit den Toten des Novemberputsches<br />
1923 aufgestellt. Die Inschrift „Nie wieder<br />
Leben für Deutschland geben“ sollte hier in Marmor<br />
eingemeißelt werden. Auch dieses Projekt wurde zurückgewiesen.<br />
Rot ist dann nur noch die Farbe des Blutes heißt eine<br />
Intervention, die Rudolf Herz und Thomas Lehnerer 1993<br />
für die Alte Polizeidirektion Baden-Baden konzipieren.<br />
Herz bedeckt alle Fenster mit roten Folien und lässt das<br />
Gebäude für zwei Wochen durch eine Lichtinstallation<br />
von innen rot erglühen. Zusammen mit einem von Thomas<br />
Lehnerer aus einem Stück Fleisch geschnittenen<br />
Kopf auf einem Eisenständer hinter einem Gitter wird so<br />
auf die Geschichte des leer stehenden Gebäudes verwiesen.<br />
25 Es diente als Ort der Macht - und ihres Missbrauchs<br />
– örtlichen Polizeikräften und der Gestapo in der sog.<br />
„Reichskristallnacht“ 1938 dazu, verhaftete jüdische<br />
6<br />
INdIeN uNd NIchT AMerIKA, 2000<br />
Buchstaben aus Stahl in Kreisform (durchmesser ca.8 m)<br />
campus universität Konstanz<br />
Mitbürger zu sammeln, zu verhören und zu misshandeln<br />
und schließlich in das Internierungslager Gurs zu verschleppen.<br />
Rudolf Herz und Reinhard Matz gehen als Preisträger<br />
aus dem weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb zum<br />
„Mahnmal für die ermordeten Juden Europas“ hervor<br />
und reichen 1997 zur zweiten Stufe den Vorschlag Überschrieben<br />
ein (Abb. 9). 26 Auf der Autobahn 7 sollte der<br />
Kilometer 334 südlich von Kassel in beiden Fahrtrichtungen<br />
wie auf den Reichsautobahnen der NS-Zeit mit<br />
Kopfsteinpflaster gepflastert und die Geschwindigkeit<br />
auf 30 km/h begrenzt werden. Die Fahrspuren sollten in<br />
der Art eines Autobahnwegweisers überschrieben werden,<br />
der den Schriftzug „Mahnmal für die ermordeten<br />
Juden Europas“ tragen sollte. Das Grundstück neben<br />
dem Brandenburger Tor, das für das Holocaust-Denkmal<br />
vorgesehen war, sollte verkauft werden und eine Bronzetafel<br />
auf das Mahnmal auf der Autobahn verweisen.<br />
Der Erlös sollte das Gründungskapital für die „Stiftung<br />
zur Unterstützung heute verfolgter Minderheiten“ bilden<br />
und damit über das Gedenken hinaus zivilgesellschaftlich<br />
wirksam, die bloß ästhetische Funktion des Denkmals<br />
in soziale Wirksamkeit überführt werden: „Wir<br />
stellen uns mit unserem Projekt der Frage kollektiver<br />
Erinnerung. Unser Vorschlag ist ein Test auf die Bereitschaft<br />
der deutschen Gesellschaft, welchen Preis sie bereit<br />
ist, für eine lebendige Erinnerung an den Holocaust<br />
zu zahlen und wie sie sich darüber verständigt.“ 27<br />
7
8 rulolf <strong>herz</strong><br />
f o t o g r a f i e : W i r k l i c h k e i t e n<br />
u n d W i r k m ä c h t e<br />
Rudolf Herz hat in verschiedenen Studien die dokumentarische<br />
wie intentionale Qualität der Fotografie im 19.<br />
und 20. Jahrhundert untersucht. Dabei interessieren ihn<br />
soziologische, politpropagandistische Fragestellungen<br />
ebenso wie ästhetische Bedingungen und bildintentionale<br />
Wirksamkeit. Die Bezüge zwischen Kunst und Wissenschaft<br />
sind hier offenbar. 1988 legt er zusammen mit<br />
Dirk Halfbrodt eine Studie zur Fotografie im revolutionären<br />
München zwischen Sturz der Monarchie und der<br />
Niederwerfung der Räterepublik vor. Sie ist getragen<br />
von dem Interesse an einer medienkritischen Aufarbeitung<br />
des fotografischen Beitrags zur Mythisierung der<br />
Revolution in München durch massenmediale Verbreitung.<br />
28 Die gegenrevolutionäre, vielfach im bürgerlichen<br />
Lager entstandene fotografische Dokumentation beför-<br />
7<br />
orNAMeNT, 2007<br />
Gestaltung des u-Bahnhofs oberwiesenfeld, München<br />
In zusammenarbeit mit hans döring<br />
Pulverbeschichtete Aluminium-Paneele<br />
derte die Geschichtsklitterung in der NS-Zeit: „Historische<br />
Fotografien erzählen nicht unmittelbar die reale<br />
Geschichte, denn zwischen realer Geschichte, ihrer<br />
Überlieferung und Geschichte als erkenntnisorientiertem<br />
Erfassen und Darstellen gibt es eine entscheidende<br />
Differenz. Auch dokumentarische Fotografien erfüllen<br />
ungeachtet ihres vordergründigen Realismus<br />
symbolisierende Funktionen, stehen durch die Art ihrer<br />
Verwendung als etwas Allgemeines, was sie selbst nicht<br />
zeigen.“ 29<br />
Die Analyse erinnert an ein Werk, das die vermeintliche<br />
Authentizität der Fotografie im Verhältnis zum Betrachter<br />
reflektiert. In der Fotoserie Dachau. Museumsbilder<br />
dokumentiert Herz zwischen 1976 und 1980 Kratzspuren,<br />
die empörte Besucher auf den Bildern der Täter in der<br />
Informationsausstellung über die nationalsozialistischen<br />
Verbrechen in dem bayrischen Konzentrationslager<br />
hinterlassen haben (Abb. 10a-c). Hubertus Gaßner<br />
verweist auf den museologischen Tabubruch, das gleichsam<br />
sprachlose Töten der Bilder: „Die Spur des scheinbar<br />
Vergangenen, in Wirklichkeit nur Verdrängten, gräbt<br />
sich in die glatte Oberfläche der Fotografien ein und zerreißt<br />
sie wie den Schleier des Vergessens, der sich als<br />
Konsens des Schweigens über das Grauen und die individuellen<br />
wie kollektiven Traumata gelegt hat.“ So sehr<br />
hier die Suggestion des Bildes eine körperliche Reaktion,
die symbolische Verletzung des Dargestellten befördert:<br />
Es sind signifikante, gleichwohl hilflose Gesten der hilflosen<br />
Aggression und einer Vergangenheitsbewältigung,<br />
„die die Wunden nicht heilen konnte.“ 30 Und sie führen<br />
die ambivalente Qualität des Mediums vor Augen. „Gerade<br />
die Fotografie eignet sich in besonderer Weise für<br />
diese magisch anmutende Substitution des Abbildes<br />
durch die Abgebildeten, weil sie aufgrund der mechanischen<br />
Reproduktionstechnik an jedes fotografisch erzeugte<br />
Bild die unaufhebbare Überzeugung knüpft, die<br />
im Foto dargestellten Personen seien so und nicht anders<br />
bei der Entstehung des Bildes anwesend gewesen. … Gerade<br />
die Zerstörung der Bilder und die Scheinhinrichtung<br />
der Abgebildeten bezeugen die realitätserzeugende<br />
Macht des bildlichen Scheins.“ 31 1997 werden neun dieser<br />
Fotografien in die Ausstellung „Deutschlandbilder:<br />
Kunst aus einem geteilten Land“ im Martin-Gropius-Bau<br />
Berlin aufgenommen.<br />
„<br />
das Werk von <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> erscheint<br />
als erprobung der Grenzen der zumutbarkeit<br />
im ästhetischen wie im<br />
politischen raum.<br />
“<br />
Am Beispiel der Fotografie des Hitler-Vertrauten und<br />
„Reichsbildberichterstatters“ Heinrich Hoffmann hat<br />
Rudolf Herz 1994 eine differenzierte Analyse der systematisch<br />
konstruierten Bildrhetorik des Hitler-Porträts<br />
seit Anfang der 20er Jahre bis zum Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs vorgelegt. Anhand der Motivwahl und fotografischen<br />
Perspektive zeigte er, in welcher publizistischen<br />
Rhetorik die fotografische Stilisierung Hitlers<br />
als Visionär, als kämpferischer Eroberer, geistiger Führer,<br />
als Feldherr und als Privatmann geschah. 32 Das Inszenierungspotential<br />
greift weit über das Ende der nationalsozialistischen<br />
Gewaltherrschaft hinaus und offenbart<br />
die Fortschreibung des Hitler-Bildes sowohl in der<br />
Geschichtswissenschaft als auch in der breiten Öffentlichkeit<br />
bis in die Gegenwart durch unkritische Bildwahrnehmung.<br />
Wie bedenklich noch ein halbes Jahrhundert<br />
nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />
die Diskussion um den ikonographischen Auftritt<br />
Hitlers erscheint, belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass<br />
die Ausstellung nach München – entgegen der vorab festgelegten<br />
Vereinbarungen – nicht in Berlin und Saarbrücken<br />
gezeigt werden durfte. 33<br />
Die Rauminstallation Zugzwang geht von einem Zufall<br />
aus. Im Sommer 1912 lässt sich der junge Marcel Duchamp<br />
anlässlich seines Aufenthalts in München vom<br />
späteren Hitlerporträtisten Hoffmann fotografieren. Im<br />
Kunstverein Essen führt Rudolf Herz 1995 die beiden<br />
Porträts in wandhohen Bildtapeten nebeneinander zu-<br />
sammen (Abb. Cover und 4). Hitler und Duchamp sind<br />
jeweils mit dem Blick auf den Betrachter gerichtet, in<br />
seriösem Anzug, gutbürgerlich gekleidet: zum einen die<br />
suggestive Präsenz des beliebtesten Staatsmanns der<br />
Deutschen im 20. Jahrhundert, der sich selbst auch als<br />
weltgestaltender Künstler verstand, zum anderen der<br />
meist diskutierte Künstler, der dem 20. Jahrhundert mit<br />
der ästhetisch-konzeptuellen Neubewertung von Kunst,<br />
Alltagswelt und Wahrnehmung seinen Stempel aufgedrückt<br />
hat. Der Begriff „Zugzwang“, dem Schachspiel<br />
entlehnt, bedeutet eine unausweichliche Situation im regelkonformen<br />
Handeln, einen Schachzug, der die eigene<br />
Position schwächt. Der Betrachter ist gefordert, sein<br />
Verhältnis zu Bild, Geschichte und Alltag, zu sich selbst<br />
zu prüfen, durch die herausfordernde wie unerträgliche<br />
Kombination eines Massenmörders mit einem Helden der<br />
Kultur des 20. Jahrhunderts – und dies in der sogenannten<br />
Alten Synagoge in Essen, in deren unteren Räumen<br />
der Kunstverein Ruhr sein Domizil hatte. 34 Seitdem wurde<br />
Zugzwang mehrfach gezeigt, u. a. 2002 in der Ausstellung<br />
„Nazi Imagery / Recent Art“ im The Jewish Museum<br />
in New York. 35<br />
d u c h a m p s z i m m e r u n d d e r<br />
A u s w e g a u s d e m K u b i s m u s<br />
Das Werk von Rudolf Herz erscheint als Erprobung der<br />
Grenzen der Zumutbarkeit im ästhetischen wie im politischen<br />
Raum. Es ist weniger Experiment als vielmehr<br />
kulturelle und kulturhistorische Recherche nach verdrängten<br />
wie verdrängenden Denkmustern im Blick auf<br />
die Gegenwart. Historische Dimensionen berücksichtigt<br />
Rudolf Herz dabei als ein psychologisch wirksames Potential,<br />
dessen Spuren gesellschaftlich akut bleiben.<br />
„Ich brauche das freie Spiel. Und die Kraft, die in der<br />
Negation steckt. Kunst kann eine Widerspruchsinstanz<br />
sein. Man darf sie nur nicht mit einer angeblich a priori<br />
– schon widerständigen Praxis verwechseln. Das war<br />
ein fundamentaler Irrtum der Kulturrevolutionäre. Mir<br />
geht es um radikale Kritik, nicht um Verschönerungsvorschläge.“<br />
36 Der Impuls zur künstlerischen Arbeit gründet<br />
in einem kritischen Verhältnis zur Realität. Als Bildhauer<br />
umkreist er die Spezifik des Ortes, als Kulturwissenschaftler<br />
den Blick auf die mediatisierte Realität, sei es<br />
durch Fotografie oder auf der Schnittstelle durch nahezu<br />
archäologisch gegründete Bestandsaufnahmen. So<br />
analysiert er in dem künstlerischen Forschungsprojekt<br />
9
Marcel Duchamp - Le Mystère de Munich skrupulös<br />
Wohnung und Lebensumfeld des Künstlers vor, während<br />
und nach dessen Münchner Aufenthalt und findet hier<br />
zahlreiche bislang gar nicht oder zu wenig beachtete<br />
Verweise auf Duchamps Werkentwicklung. 37 Herz zeigt,<br />
wie tief Duchamp in der Technik- und Alltagsgeschichte<br />
Münchens verankert ist. Mittelpunkt dieses für 2012 geplanten<br />
Projekts bildet der dreidimensionale und auf die<br />
Seite gekippte Nachbau der erstmals identifizierten -<br />
heute zerstörten – Wohnung des Ingenieurs und technischen<br />
Zeichners August Gress, in der Duchamp ein<br />
Zimmer hatte und drei Monate zur Untermiete wohnte.<br />
Es ist jener Aufenthalt, der „zu einer ,drastischen Wende‘<br />
von Duchamps künstlerischen Überzeugungen führt. …<br />
In dieser Umgebung öffnete sich ein Horizont, der Duchamp<br />
zur Entwicklung von ironischen, pseudowissenchaftlichen<br />
Versuchsanordnungen und alsbald auch den<br />
readymades führte. Gerade die moderne Ingenieurskunst<br />
und die Diagramme wiesen den Ausweg aus der<br />
Sackgasse des Kubismus …“ (Rudolf Herz). Dieses Zimmer<br />
ist für Herz die Wiege des konzeptuellen Denkens in<br />
der Kunst.<br />
Raum- und Ortsbeschreibungen bzw. Charakterisierungen<br />
markieren das Werk, das nach den Wirksamkeiten<br />
der Bilder, nach den Orientierungen der Menschen<br />
in Zeit und Raum fragt, nach ihren ideologisch-mentalen<br />
Dispositionen in historischen Bedingungen. Beide Denkstrategien<br />
gehen bei Herz eine einzigartige Symbiose<br />
ein. Installationen und Analyse der fotografischen Seh-<br />
und Sichtweise im Blick auf die jeweils gezeigte Geschichte,<br />
die Historizität der Aufnahme, die Dokumentation<br />
des Motivs und die Reproduktion der Bildintention<br />
beschreiben ein Wechselverhältnis, in dem das Bild der<br />
Geschichte durch das Bild ebenso geformt wird wie<br />
durch das schriftliche Dokument. „Damit eine Arbeit gelingt,<br />
muss man einfach auch Glück haben. Daran sieht<br />
man nichts anderes als die Grenzen von Machbarkeit.<br />
Künstlerisches Arbeiten ist für mich eine Art kreativer<br />
Planvernichtung. … Es geht nicht ohne planerische Ansätze,<br />
aber auch nicht ohne deren Aufhebung. Das ist so<br />
wie bei Kolumbus: Der suchte den Seeweg nach Indien<br />
– und entdeckte Amerika. Ich arbeite an meinen Vorstellungen,<br />
um das Unerwartete zu finden. Das ist alles andere<br />
als ein gradliniger Weg.“ 38<br />
Dirk Teuber<br />
Geboren 1949 in Minden/Westfalen; Studium der Kunstgeschichte,<br />
Archäologie und Philosophie an der Albertus Magnus universität<br />
Köln; 1985 Promotion zur Situation der Kunst um 1960 in New<br />
York; seit 1986 Kurator an der Staatlichen Kunsthalle Baden-<br />
Baden; seit 1986 beratendes Mitglied der Kunstkommission der<br />
oberfinanzdirektion Karlsruhe und freiburg für die Kunst an<br />
öffentlichen Bauten in Baden; Ausstellungen und Publikationen<br />
zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, u. a. zu Ikonographie und<br />
Presserezeption von dada Köln und Surrealismus, zur zen-rezeption in der abstrakten<br />
Malerei um 1950, zur polnischen Kunst um 1900, zur funktion von Kunst im Kontext<br />
der Architektur..<br />
10 rulolf <strong>herz</strong><br />
Anmerkungen<br />
1 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, Spieltrieb und der Wille zum Widerspruch.<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> im Gespräch mit dirk halfbrodt. In: Peter friese<br />
und dirk halfbrodt, hg.: <strong>herz</strong>. Neue Gesellschaft für Bildende<br />
Kunst, Berlin, Verlag für Moderne Kunst Nürnberg, Nürnberg<br />
1997, S. 7<br />
2 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> 1997, ebenda<br />
3 zur aktuellen diskussion um den ort der Politik in der Kunst<br />
der Gegenwart: helmut draxler, der fluch der guten Tat.<br />
Autonomieanspruch und Ideologieverdacht in der politischen<br />
Kunst, in: Texte zur Kunst, heft 80, dezember 2010, 20. Jahrgang,<br />
S. 34<br />
4 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, zit. nach heinz Schütz, <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, rote fahnen,<br />
ein Gespräch, in: dieter Bechtloff, hg., das Theater der<br />
embleme, Kunstforum International, Band 102, Juli / August<br />
1989, S.151<br />
5 hubertus Gaßner, Aufstand der zeichenträger, in: Peter friese,<br />
dirk halfbrodt, s. Anm. 1, 199347<br />
6 Vgl. dazu auch Thomas lehnerer, die Treppe der Illusion. die<br />
Illusion der Treppe (1979), abgedruckt in: friese, halfbrodt,<br />
1997, S.93-94<br />
7 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, s.Anm. 4, heinz Schütz, Kunstforum 1989, S.157<br />
8 herostratos zündet 356 v. chr. den Tempel der diana von ephesos<br />
an, schändet das Allerheiligste, damit sein Name unsterblich<br />
wird, fällt zunächst der damnatio memoriae anheim, doch<br />
wird sein Name später wohl durch Theopompos von chios<br />
veröffentlicht und so als historisches faktum gesellschaftlich<br />
vereinnahmt, vgl. dazu die Videoarbeit zusammen mit ruth<br />
Toma: „das haus der Kunst abtragen“ (1980).<br />
9 http://www.<strong>rudolf</strong><strong>herz</strong>.de/der_MANN.hTMl, 19. Juni 2011<br />
10 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, in: friese/halfbrodt, hg., Gespräch, S. 25<br />
11 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, ebenda, S. 30<br />
12 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, ebenda, s. Anm.1 , S. 25<br />
13 die Tour führte zwischen dem 10. September und dem 6.<br />
oktober 2004 von Gundelfingen, München, haus der Kunst,<br />
über zürich helmhaus, Turin Museo diffuso della resistenza,<br />
rom, Goethe Institut, Wien, Kunsthalle Wien, Prag Tranzit, ins<br />
ruhrgebiet nach dortmund und Bochum, nach Bremen, dresden,<br />
Kunsthaus dresden, nach Berlin Akademie der Künste,<br />
und wieder nach Gundelfingen<br />
14 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Interview von dirk halfbrodt mit <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>.<br />
In: <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, lenin on Tour, 10. September bis 6. oktober<br />
2004, Museum ludwig Köln, 23. oktober 2009-31. Januar<br />
2010, Steidl Verlag, Göttingen 2009, S. 7-8<br />
15 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, ebenda S. 6<br />
16 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, s. Anm.4, heinz Schütz, Kunstforum 1989, S.155<br />
17 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, In erwartung der ernte, mit einem Text von<br />
Michael hübl, Salon Verlag Köln 1998<br />
18 http://www.<strong>rudolf</strong><strong>herz</strong>.de/INdIeN.hTMl, 2. Juli 2011<br />
19 Professor dr. Kurt Kippels, Köln, danke ich für hinweise auf<br />
die grundlegende Bedeutung dieses Satzes für die rechtsprechung.<br />
„Aurelius Augustinus (von hippo) wird im Allgemeinen<br />
als urheber des Satzes ‚lex iniusta non est lex‚ zitiert.“ Vgl.<br />
Johannes Brachtendorf. Aurelius Augustinus (von hippo), de<br />
libero arbitrio - der freie Wille. Paderborn u. a. 2006,Werke<br />
Band 9. q.95, a.2.<br />
20 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, Alle, entwurfskonzept für das landratsamt<br />
rastatt, 2006<br />
21 Vgl. dazu christine fuchs, hg., <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> Tatlins dog 31 Tage<br />
– 31 Anagramme, Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 2008<br />
22 Grasskamp, heidelberg 2008, s. p.,<br />
23 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> 1997, S. 18<br />
24 das Schild befindet sich heute im Jüdischen Museum München<br />
25 Vgl. dazu dirk Teuber, <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> - Thomas lehnerer, rot ist<br />
dann nur noch eine farbe des Blutes, Baldreit edition Baden-<br />
Baden 1993 mit einer dokumentation der Gemeinschaftsarbeiten.<br />
26 der Wettbewerb zum Mahnmal bestimmte seit 1988 bis zur<br />
Vollendung 2005 in deutschland die öffentliche diskussion um<br />
den angemessenen Weg des Gedenkens um ein historisches<br />
Trauma. realisiert wurde ein Stelenfeld nach dem entwurf des<br />
amerikanischen Architekten Peter eisenman in Berlin in der<br />
Nähe des Brandenburger Tors.<br />
27 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, zit. nach harald fricke „Gedenken ist kein<br />
Ablasshandel“. ein Interview mit <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> und reinhard<br />
Matz. In: Matthias reichelt, hg., <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> / reinhard Matz,
zwei entwürfe zum holocaust-denkmal. Verlag für Moderne<br />
Kunst, Nürnberg 2001, S.55<br />
28 dirk halfbrodt, <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, hg., revolution in München<br />
1918/19. fotomuseum im Münchner Stadtmuseum, 4. 11. 1988 –<br />
12. 3. 1989, Berlin 1988<br />
29 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, rote fahnen, ein Gespräch, in: dieter Bechtloff,<br />
hg., das Theater der embleme, in: Kunstforum International,<br />
Band 102, Juli / August 1989, S. 153<br />
30 hubertus Gaßner, <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>: „dachau. Museumsbilder“.<br />
In:. eckhart Gillen, hg., deutschlandbilder, Kunst aus einem<br />
geteilten land, 47. Berliner festwochen, Martin-Gropius-Bau 7.<br />
September 1997 bis 11. Januar 1998, Köln 1997, S.478 -479, hier<br />
478<br />
31 hubertus Gaßner, ebenda S. 478<br />
32 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, hitler & hoffmann – fotografie als Medium des<br />
führer-Mythos. fotomuseum im Münchner Stadtmuseum 19.<br />
Januar bis 4. April 1994.<br />
33 die Absage ging auch zurück auf Intervention der jüdischen<br />
Gemeinde, mit der Begründung, dass die zahlreichen hitler-<br />
Porträts die Ausstellung zur Wallfahrtsstätte von Neonazis<br />
hätten machen können, vgl. dazu die dokumentation in: eike<br />
hennig, hitler-Porträts abseits des regierungsalltags – einer<br />
von uns und für uns?, in: führerbilder – hitler, Mussolini,<br />
roosevelt, Stalin in fotografie und film, hg. von Martin loiperdinger,<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> und ulrich Pohlmann, München 1995,<br />
S. 49, Anm. 25; vgl. dazu hans ottomeyer, hg., hitler und die<br />
deutschen, „hitler und die deutschen. Volksgemeinschaft und<br />
Verbrechen“, Berlin, historisches Museum 2010, Sandstein<br />
Verlag dresden 2010<br />
erscheint viermal jährlich mit insgesamt<br />
28 Künstlermonografien auf über 500 Text-<br />
und Bild-Seiten und kostet im Jahresabonnement<br />
einschl. Sammelordner und Schuber � 148,–,<br />
im Ausland � 158,–, frei haus.<br />
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max. 0,42 €/Min. aus dem Mobilfunknetz)<br />
›KüNSTler‹ ist auch über den<br />
Buchhandel erhältlich<br />
34 die „Alte Synagoge“ in essen wurde 1913 gegründet, in der<br />
sog. „reichskristallnacht“ am 9. November 1938 gebrandschatzt<br />
und geschändet. erst 1980 wurde die „Alte Synagoge“<br />
als Gedenkstätte und politisch-historisches dokumentationsforum<br />
begründet.<br />
35 Vgl. dazu Norman l Kleeblatt, Impossible Bedfellows: Adolf<br />
hitler and Marcel duchamp. In: Norman l. Kleeblatt, Mirroring<br />
evil. Nazi Imagery / recent Art.The Jewish Museum New<br />
York. rutgers university Press, New Brunswick 17. März bis<br />
30. Juni 2002, S. 117 -120<br />
36 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> 1997, S. 11 - 12<br />
37 vgl. <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>, Marcel duchamp, le Mystère de Munich,<br />
Architekturmuseum München, Juni-September 2012, Kunstprojekt<br />
im öffentlichen raum, Moser Verlag, München 2012<br />
38 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> 1997, S. 12<br />
FoTonAc hweis<br />
cover, Abb. 1, 2, 4 – 7, 11 hans döring<br />
Abb. 3 <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong><br />
Abb. 8-c reinhard Matz<br />
Abb. 9 fotomontage: hans döring<br />
Prepress / Druck<br />
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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
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und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
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ISSN 0934-1730<br />
11
udolf <strong>herz</strong><br />
biogrAFie<br />
Geboren 1954 in Sonthofen/Allgäu<br />
Studium an der Akademie der Bildenden Künste<br />
und der ludwig Maximilians-universität in<br />
München, Promotion in Kunstgeschichte an der<br />
carl von ossietzky-universität, oldenburg<br />
lebt und arbeitet in München.<br />
Preise unD sTiPenDien<br />
1990 förderpreis für fotografie der landeshauptstadt<br />
München<br />
1991 Künstlerischer förderpreis des freistaates<br />
Bayern<br />
1993 Stipendiat am Graduiertenkolleg Politische<br />
Ikonografie, universität hamburg<br />
1995 Stipendiat der deutschen Akademie Villa<br />
Massimo, rom<br />
1997 Preisträger im Wettbewerb zum denkmal für<br />
die ermordeten Juden europas, Berlin (mit<br />
reinhard Matz)<br />
AussTeLLungen<br />
medienhistorische Ausstellungen<br />
1985 Atelier elvira. Ästheten, emanzen, Aristokraten,<br />
fotomuseum im Stadtmuseum München<br />
(in zusammenarbeit mit Brigitte Bruns)<br />
1989 München 1918/19. fotografie der revolution,<br />
fotomuseum im Stadtmuseum München (in<br />
zusammenarbeit mit dirk halfbrodt)<br />
1994 hoffmann & hitler. fotografie als Medium des<br />
führer-Mythos, fotomuseum im Stadtmuseum<br />
München (in zusammenarbeit mit dirk<br />
halfbrodt)<br />
einzelausstellungen<br />
1988 Schauplatz, Städtische Galerie im lenbachhaus,<br />
München<br />
1994 Späte Triumphe des erschöpften Widerspruchs,<br />
Villa Massimo, rom<br />
1995 zugzwang, Kunstverein ruhr, essen<br />
1997 Transit 1-3, Neue Gesellschaft für Bildende<br />
Kunst, Berlin, Barlach halle K, hamburg,<br />
Neues Museum Weserburg, Bremen<br />
1999 rat race, Kunstverein Konstanz<br />
2003 Prologo Sul lago Maggiore, G 2003, Ascona<br />
2006 The War, Kunstverein Kassel (mit Michael<br />
hofstetter)<br />
2009 Tatlins dog, Museum für Konkrete Kunst,<br />
Ingolstadt<br />
2011 Preview. Marcel duchamp. le Mystère de<br />
Munich, Kunsthalle Marcel duchamp, cully<br />
gruppenausstellungen (Auswahl)<br />
1997 deutschlandbilder, Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />
1999 das XX. Jahrhundert. ein Jahrhundert Kunst<br />
in deutschland, Nationalgalerie Berlin<br />
2001 counter-Monuments and Memory, Museum of<br />
Modern Art, New York<br />
2001 Mirroring evil: Nazi-Imagery/recent Art, The<br />
Jewish Museum, New York<br />
2001 Mémoire des camps, Patrimoine photographique,<br />
Paris<br />
2002 Iconoclash, zKM Karlsruhe<br />
2002 Power, casino luxembourg/forum d´art<br />
contemporain, luxembourg<br />
2004 laocoon devoured, Artium, Basque center<br />
for contemporary Art, Vitoria/Gasteiz<br />
2005 zur Vorstellung des Terrors: die rAf-Ausstellung,<br />
Kunstwerke, Berlin<br />
2005 My private heroes, MArTA, herford<br />
2006 Snafu, hamburger Kunsthalle, hamburg<br />
12 rulolf <strong>herz</strong><br />
2007 reality Bites: Making Avant-Garde in Post-Wall<br />
Germany, Mildred lane Kemper Art Museum,<br />
St. louis, Missouri<br />
2008 city without Jews, Jüdisches Museum, München<br />
2009 MAN SoN 1969, hamburger Kunsthalle,<br />
hamburg<br />
2009 Gemeinsam in die zukunft, frankfurter Kunstverein<br />
2009 record > AGAIN. 40 Jahre Videokunst,<br />
zKM Karlsruhe<br />
2010 Mediation Biennale, Poznan<br />
2010 Wallpaper, Musée de design, lausanne<br />
Arbeiten im öffentlichen raum<br />
1998 In erwartung der ernte, Bauhof engen-Welschingen<br />
2000 Indien und nicht Amerika, campus universität<br />
Konstanz<br />
2002 Sol lucet omnibus, lVA Augsburg<br />
2003 lex injusta, Bundesgerichtshof Karlsruhe<br />
2004 lenin on Tour, Kulturreferat München, helmhaus<br />
zürich, Goethe-Institut rom, Kunsthalle<br />
Wien, Project Space, Akademie der Künste<br />
und Volksbühne am rosa-luxemburg-Platz<br />
Berlin et.al.<br />
2007 ornament, u-Bahnhof München-oberwiesenfeld<br />
(mit hans döring)<br />
2008 huygens´ Geheimnis, dfS-zentrale, frankfurt<br />
2008 Alle, landratsamt, rastatt<br />
werke in sammlungen<br />
folkwang-Museum, essen<br />
hamburger Kunsthalle<br />
Sammlung hans Barlach, hamburg<br />
Museum für Moderne Kunst, Palais liechtenstein,<br />
Wien<br />
Städtische Galerie im lenbachhaus, München<br />
Jüdisches Museum, München<br />
bibLiogrAFie (Auswahl)<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Schauplatz. Text von otto Karl Werckmeister,<br />
Städtische Galerie im lenbachhaus,<br />
München 1991<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. lenins lager. entwurf für eine Skulptur<br />
in dresden. Text Thomas deecke, Karin<br />
Kramer Verlag, Berlin 1993<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> / Thomas lehnerer. hg. dirk Teuber,<br />
Baldreit edition, Baden-Baden 1993<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. zugzwang. Texte Peter friese und Georg<br />
Bussmann, Kunstverein ruhr, essen 1995<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Späte Triumphe des erschöpften Widerspruchs,<br />
deutsche Akademie. Text Jürgen<br />
Schilling, Villa Massimo rom 1995<br />
<strong>herz</strong>. hrsg. von Peter friese und dirk halfbrodt,<br />
essays hubertus Gaßner, Johannes Meinhardt,<br />
ludger derenthal, Verlag für Moderne Kunst,<br />
Nürnberg 1997<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. rat race. essay heinz Schütz: zur<br />
politischen emblematik von <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>,<br />
raumwandel 1/4. eine Ausstellungsreihe des<br />
Kunstverein Konstanz 1999<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> / reinhard Matz. zwei entwürfe zum<br />
holocaust-denkmal. hrsg von Matthias reichelt,<br />
essays Bazon Brock, Georg Bussmann,<br />
Klaus Theweleit u.a. Verlag für Moderne<br />
Kunst, Nürnberg 2001<br />
Matthias reichelt: <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Künstlerische Bildstörung,<br />
Kunstforum International, Band 169,<br />
2004<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Selbstbeschreibung. Text oliver herwig,<br />
Staatliches Bauamt Aschaffenburg 2006<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. ornament. A Metro Station in Munich.<br />
In zusammenarbeit mit hans döring, Text<br />
Walter Grasskamp, Kehrer Verlag, heidelberg<br />
2008<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. Tatlins dog. 31 Tage 31 Anagramme.<br />
Mit einem Text von Kerstin Specht, hrsg. und<br />
eingeleitet von christine fuchs, Verlag für<br />
Moderne Kunst, Nürnberg, 2009<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. lenin on Tour. fotografien von reinhard<br />
Matz und Irena Wunsch. Texte von Volker<br />
Braun, Bazon Brock, Boris Buden, Peter friese,<br />
Wolfgang fritz haug, <strong>rudolf</strong> hickel, hans<br />
heinz holz, Grigorij Jastrebenetzkij, helmut<br />
laakmann, renato Nicolini, Achille Bonito oliva,<br />
Guillaume Paoli, Miroslav Petricek, harald<br />
Szeemann und vielen anderen, Steidl Verlag,<br />
Göttingen 2009<br />
inTerViews<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. rote fahnen. ein Gespräch mit heinz<br />
Schütz, in: Kunstforum International, Band<br />
102, 1989, S. 150 – 157<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> im Gespräch mit dirk halfbrodt, in:<br />
<strong>herz</strong>. essays hubertus Gaßner, Johannes<br />
Meinhardt, ludger derenthal, hrsg. von Peter<br />
friese und dirk halfbrodt, Verlag für Moderne<br />
Kunst, Nürnberg 1997, S. 11 - 32.<br />
harald fricke: „Gedenken ist kein Ablaßhandel“. ein<br />
Interview mit <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> und reinhard Matz,<br />
in: die Tageszeitung, Berlin, 20./21. dezember<br />
1997<br />
heinz Schütz: das monumentale dilemma. ein Gespräch<br />
mit <strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> und reinhard Matz, in:<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> / reinhard Matz. zwei entwürfe<br />
zum holocaust-denkmal. hrsg. von Matthias<br />
reichelt, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg<br />
2001, S. 59 - 70<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. entladung der Militanz. Interview mit<br />
Kai-uwe hemken, in: zur Vorstellung des<br />
Terrors: die rAf-Ausstellung, Steidl Verlag /<br />
KW Institute of contemporary Art, Göttingen<br />
2005, S. 182<br />
„Tatlins dog für Ingolstadt“. der Konzeptkünstler<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong> liebt Anagramme und setzt auf<br />
Beweglichkeit im Kopf. ein Werkstattgespräch<br />
mit horst Moser, in: escehaeriefte. Magazin für<br />
alphabete Kultur, 2010, S. 66 – 75.
1<br />
cover<br />
zugzwang (detaIl), 1999<br />
rauminstallation mit siebdrucken von Porträts<br />
von Marcel duchamp und adolf hitler<br />
ausgestellt in: „das XX. Jahrhundert. ein Jahrhundert Kunst in deutschland“<br />
hamburger Bahnhof Berlin 1999<br />
1<br />
entladung der MIlItanz (detaIl), 1996<br />
12 beschriftete Betonstelen mit autobatterien und<br />
verschmorten starterkabeln<br />
ausgestellt in: „<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>. rotfront“, Badischer Kunstverein Karlsruhe 1996<br />
Privatsammlung München
2<br />
3<br />
2<br />
tatlIns dog, 31 tage – 31 anagraMMe, 2008<br />
variable schriftzüge aus Polyurethan-Buchstaben (höhe 2,80 m)<br />
temporäre Installation, donaubrücke Ingolstadt, sommer 2008
3<br />
3<br />
autodeMontage, 1992<br />
rekonstruierter sowjetstern aus stahlblech auf Militär-lKw<br />
Kunstmuseum schwerin
8 a<br />
8 b<br />
8 c
h<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong><br />
9<br />
8 a–c<br />
lenIn on tour, 2004<br />
demontierte Büsten des dresdener lenin-denkmals auf lKw<br />
9<br />
ÜBerschrIeBen. MahnMal fÜr dIe erMordeten Juden<br />
euroPas, wettBewerBsentwurf 1997<br />
(zusammen mit reinhard Matz)<br />
Schilderbrücke und ein Kilometer gepflasterte Autobahn A7,<br />
südlich von Kassel
10 a<br />
10 b<br />
10 c<br />
10 a–c<br />
dachau. MuseuMsBIlder,<br />
1976/1996<br />
nr. 1–3 aus serie von<br />
acht großvergrößerungen<br />
ca. 90 x 120 cm<br />
sammlung städtische galerie<br />
im lenbachhaus München<br />
h<br />
<strong>rudolf</strong> <strong>herz</strong>
11<br />
In erwartung der ernte (detaIl), 1999<br />
drei leitern aus edelstahl (länge 5, 6 und 7 m) neben drei Birnbäumen auf einer obstbaumwiese<br />
Bauamtsgerätehof engen-welschingen