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Geld N26-Chef

„Bevor ich in Bitcoins investiere, gehe ich lieber ins Casino“

Das Konto der Online-Bank soll man vor allem digital oder per Kreditkarte nutzen. Geld abheben geht nur fünfmal kostenlos im Monat Das Konto der Online-Bank soll man vor allem digital oder per Kreditkarte nutzen. Geld abheben geht nur fünfmal kostenlos im Monat
Das Konto der Online-Bank soll man vor allem digital oder per Kreditkarte nutzen. Geld abheben geht nur fünfmal kostenlos im Monat
Quelle: N26
Die Finanz-Start-up N26 ist eine der am schnellsten wachsenden Banken in Deutschland. Nun beginnt die US-Expansion. Auch über die Bitcoin-Integration denkt man nach – sieht dort aber noch ein Problem.

Das deutsche Fintech N26 hat das erreicht, wovon viele Gründer träumen: Sie haben es 2014 ins Finale des renommierten Start-up-Wettbewerbs „Tech Crunch Disrupt“ geschafft und zogen danach namhafte Kapitalgeber wie Facebook-Investor Peter Thiel an. Mittlerweile hat die mobile Bankingapp N26 mehr als 500.000 Kunden und operiert in 17 europäischen Ländern. Nächstes Jahr will N26 den amerikanischen Markt erobern. Ein Gespräch über die deutsche Start-up-Szene, den Traum vom USA-Erfolg und den Hype um Bitcoin.

DIE WELT: Es heißt, den Deutschen fehle es an Wagniskapital und Mut für den internationalen Durchbruch. N26 hat es dennoch geschafft. Was ist Ihr Eindruck vom Standort Deutschland?

Valentin Stalf: Insgesamt hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren viel getan. Im Seed-Capital-Bereich, aber auch im Series-A-Bereich, also zum Start eines Unternehmens, gibt es viel Kapital und auch viele Fonds. Als wir damals gestartet sind, gab es noch viel weniger Wagniskapital in dem Bereich. Wenn man aber größere Finanzierungsrunden im Bereich von 100 Millionen Euro und mehr machen will, gibt es in Europa heute nur wenige Fonds, die das wirklich können. Da liegen Amerika, aber auch Israel und Asien deutlich vor Deutschland.

Tritt öfter auch auf Tech-Events auf: N26-Chef Valentin Stalf
Tritt öfter auch auf Tech-Events auf: N26-Chef Valentin Stalf
Quelle: Getty Images for TechCrunch

DIE WELT: Geht es denn nur ums Kapital, oder fehlen auch andere Faktoren?

Stalf: Insgesamt hat es Berlin geschafft, eine Start-up-Community zu schaffen. Man hat hier das richtige Talent und die Leute mit der richtigen Denkweise. Ab einem gewissen Zeitpunkt geht es aber natürlich schon darum, auch das nötige Kapital zu haben, um globale Marktführer zu schaffen. Da hat Deutschland sicher noch Nachholbedarf. Insgesamt steht insbesondere Berlin aber sehr gut da und ist sicher einer der besten Orte in Europa, um ein Start-up aufzubauen.

DIE WELT: Profitieren Sie denn auch bei der Personalsuche vom Standort Berlin?

Stalf: Wir haben heute 35 Nationalitäten und circa 300 Leute im Team. Wir sind also ein extrem internationales Unternehmen. Unser Standort ist Berlin, der Großteil sitzt hier, außer einer Handvoll Mitarbeiter in New York. In der Hauptstadt kann man sich eigentlich überall auf Englisch verständigen, das Preisniveau ist gut, die Lebensqualität ausgezeichnet und die Mieten günstig, also hervorragende Voraussetzungen, ein Start-up aufzubauen. Nur die internationalen Flug-Anbindungen könnten besser sein.

DIE WELT: Sie haben vor Kurzem eine Expansion in die USA für Mitte 2018 angekündigt. Was macht Sie so sicher, dass es dort noch Bedarf für eine Banking-App gibt? In den USA ist es ja ohnehin leichter, ein Konto zu eröffnen.

Stalf: Die USA sind für uns ein Markt, in dem wir eine große Möglichkeit sehen. Wir versuchen, unser Geschäft chancenorientiert zu bauen. Und eine der Chancen, die wir gerne wahrnehmen würden, ist es, das Bankgeschäft in Amerika zu verändern, wie wir es in Europa gemacht haben. Wir müssen unser Produkt für Amerika natürlich etwas anpassen. Wenn wir auf den Markt in Amerika schauen, ist der Fintech-Bereich deutlich weiter fortgeschritten als in Europa, das bedeutet, es gibt sehr gute Finanzprodukte – insbesondere rund um das klassische Konto von sparen über investieren bis hin zu Kredit und Versicherungsprodukten. Bisher gibt es allerdings kein Start-up, das das klassische Konto komplett digitalisiert hat. Da sehen wir mit unserer Erfahrung aus Europa eine riesige Chance. Die Bedürfnisse von digitalen Kunden sind auf der ganzen Welt ähnlich, und die Banken haben überall ihre Kunden bei digitalen Produkten und Innovationen vernachlässigt.

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DIE WELT: Woran liegt es, dass es in dem Bereich offenbar kaum amerikanische Konkurrenz gibt?

Stalf: Ich glaube, in den USA ist es so, dass sich die meisten eher auf Nischenprodukte fokussiert haben, die sehr profitabel sind. Retail-Banking an sich ist am Anfang ein weniger profitables Geschäft. Es ist auch ein regulatorisch kompliziertes Produkt, mit hohen Anfangsinvestitionen. Aber mit den Erfahrungen aus Europa im Bereich der Infrastruktur und Regulatorik können wir in Amerika sicher einen sehr, sehr guten Start haben.

DIE WELT: Ihre europäischen Geschäfte laufen gut, N26 ist in Deutschland mittlerweile eine der am schnellsten wachsenden Banken. Wann kommt der nächste Schritt, also der Börsengang?

Stalf: Wir wachsen sehr, sehr gut. Ich glaube aber trotzdem, dass ein Börsengang noch sehr, sehr weit weg ist. Man braucht dazu einige Hundert Millionen Euro Umsatz. Ein Börsengang kann in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine mögliche Alternative sein.

DIE WELT: Bitcoins sind ja mittlerweile ein riesiger Hype. Konkurrierende Banking-Apps haben angekündigt, bald Bitcoins anzubieten. Wie sehen da bei Ihnen die Pläne aus?

Stalf: Wir fokussieren uns auf die großen Bereiche, in denen es sehr viele Kundenanfragen gibt, also die Basisbereiche des finanziellen Lebens: Wie kann ich einen Kredit bekommen, ohne dass ich dafür fünf Mal zur Bank gehen muss, sondern es stattdessen mit einem Klick in der App machen? Oder wie kann ich einen guten Zinssatz bekommen? Da ist Bitcoin zu sehr in der Nische. Wir überlegen, vielleicht nächstes Jahr einen Bitcoinwechsel in die App zu integrieren, das steht aber noch nicht fest.

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Stalf: Wir machen unsere Planung immer quartalsweise, und so viel kann ich schon mal sagen: In den Plänen für die nächsten beiden Quartale steht es nicht.

DIE WELT: Haben Sie denn privat in Bitcoins investiert?

Stalf: Nein, bevor ich in Bitcoins investiere, gehe ich lieber mit Freunden ins Casino – das macht mehr Spaß.

Axel Springer (u.a. BILD, DIE WELT) ist über seinen Accelerator Axel Springer Plug and Play mit unter fünf Prozent an N26 beteiligt.

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Quelle: N24

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